Peter-K-Webseiten


Hauptseite

Sitemap


Letzte Änderung / Last update: 2024-Mar-21

Langsame Bewegung


Was haben nervige Klebeetiketten und eingeklemmte Nerven miteinander zu tun?

Es ist immer wieder überraschend, wenn man total fachübergreifend Mechanismen entdeckt, die dort gleichermaßen wirken. Wie hier bei schnöden Klebeetiketten und eingeklemmten Nerven.


Entfernen von Klebeetiketten

Neben Preisschildern auf gekauften Artikeln geht es mir hier vor allem um Adressetiketten auf Versandkartons. Die sind ziemlich großflächig und würden stören, wenn ich den Karton weiter verwende. Letzteres mache ich gerne, wenn der Karton ansonsten brauchbar erscheint.

Praktisch fange ich dann immer an einer Ecke an, um das Etikett von dort aus diagonal abzuziehen. Wenn ich das zu schnell mache, dann reißt das Etikett bald unweigerlich ein oder trennt sich in einzelne Schichten, so dass ein hässlicher Rest auf dem Karton zurückbleibt. Ich habe schnell gemerkt, dass man hier deutlich langsamer vorgehen muss. Und wie langsam nun?

Wenn man an einer Ecke mit dem Abziehen des Etiketts anfängt, hat man eine dreieckige Lasche in den Fingern, die mit einem geraden, diagonalen Knick in den Rest des Etiketts übergeht. Man kann in diesen Knick hineinsehen und entdeckt dort die entscheidenden Details: Längs des Knicks erkennt man jede Menge einzelne Klebefäden zwischen Etikett und Karton, die sich dehnen und bei weiterem Zug an der Lasche irgendwann in ihrer Mitte abreißen. Das ist die erstrebenswerte Weise. Die schädlichere Alternative ist, dass das Material, an dem sie an einem Ende kleben, mit abreißt und damit eine saubere Trennung von Etikett und Karton verhindert.

Diese Klebefäden erreichen Längen von etwa zwei bis drei Millimetern. Dabei sieht man, dass das ein zäher Vorgang ist, der seine Zeit benötigt: ungefähr ein bis drei Sekunden pro Klebefaden. Das ist auch die Zeitspanne, die man warten muss, bevor man mit weiterem Zug an der Lasche das gesamte Etikett um ein weiteres Stückchen von ein paar Millimetern weiter abziehen kann. Das alles kann man mit bloßem Auge erkennen und verfolgen und sehen, ob man mit dem Timing richtig liegt oder noch langsamer machen muss oder auch schneller machen könnte.

Da die Etiketten heutzutage eben ziemlich groß sind, braucht man eine ziemliche Kraft beim Abziehen. Und dann braucht man direkt Kondition, um diese relativ große Kraft diese lange Zeit - aufgrund der langsamen Bewegung - aufzubringen.

Hier muss man also ziemlich langsam arbeiten, um ein sauberes Ergebnis zu erzielen.


Verhalten bei einem eingeklemmten Nerv

In jungen Jahren hatte ich mal einen Unfall mit einem komplizierten Beinbruch. Nach diversen Komplikationen war das wieder repariert, aber ein Nerv wurde irgendwie beeinflusst und verläuft anscheinend ein bisschen anders als vorher. Wenn ich dann heutzutage - mehrere Jahrzehnte später - eine Nacht lang irgendwie falsch auf der Seite schlafe, wache ich auf und der Nerv ist wieder irgendwie eingeklemmt worden und schmerzt dann höllisch bei der kleinsten "falschen" Bewegung. Ich erkenne das dann daran, dass es kein bisschen von der Belastung eines Gelenks abhängt, sondern ausschließlich von der Position oder Bewegung meiner Gliedmaßen. Es lässt sich nicht einmal exakt auf eine bestimmte Körperstelle eingrenzen, es schießt nur plötzlich ein enormer Schmerz durch den Körper.

Man kann das auch für einen [WP Hexenschuss] halten, den die Wikipedia aber vor allem auf Muskelbeschwerden zurückführt. Ich bin da zu sehr Laie, um das endgültig zu unterscheiden. So lange bleibe ich dabei, dass es wohl um einen eingeklemmten Nerv geht.

Ich habe schon jede Menge Wege ausprobiert, wie ich diese Beschwerden bekämpfen kann. Ich habe mich verrenkt, in der Hoffnung, dass der Nerv dann wieder in die ruhige Lage zurückschnappen könne. Funktionierte nicht. Auch Schmerzsalbe auf die scheinbare Ursprungsstelle brachte keine Linderung. Das war zu erwarten, denn Nerven melden bei mechanischer Reizung einen Schmerz an der Körperstelle ihres Ursprungs, obwohl dieser mechanische Reiz, die Einklemmstelle, ganz woanders sein kann, halt irgendwo auf seinem Weg zum Gehirn.

Beim letzten Mal war ich sowieso etwas angeschlagen (wechselhaftes Wetter?), und deshalb habe ich mich sowieso nur langsam bewegt, Zeitlupe. Irgendwann merkte ich dann, dass es damit auch schmerzfrei ging bei Bewegungen, die sonst schmerzhaft gewesen waren. Oha. Es schmerzte trotzdem immer wieder, aber das passierte nur dann, wenn ich mich eher ruckhaft, also zu schnell bewegte. Irgendwann fiel mir dieser Unterschied auf (was mir die ganzen Jahrzehnte vorher nie aufgefallen war!) und ich beschloss eine neue Taktik: Ab jetzt bewegte ich mich nur noch ganz langsam und stetig und vermied jede schnelle Ruckelei. Und tatsächlich kam es praktisch nicht mehr zu solchen Schmerzimpulsen, ok, bis auf Momente, wo es doch wieder ansatzweise zu Ruckeleien kam.

Anders herum erklärt das auch, warum das normalerweise so hartnäckig und schlimmer werdend ist: Immer wenn man eine falsche Bewegung macht, zuckt man zusammen, und diese zusätzliche ruckartige Reaktion macht es gerade noch einmal schlimmer. Ein Teufelskreis.


Parallelen

Und dann habe ich mich an die Sache mit den Klebeetiketten erinnert. Das Folgende ist laienhaft spekuliert, aber es passt logisch wunderbar zusammen: Was, wenn der Nerv, der ja im Körper in zähes Gewebe eingebettet ist, sich bei solchen Bewegungen verlagern muss, und wenn man das gewaltsam ruckelig macht, dann wird er eben gereizt und löst Schmerz aus. Wenn er dagegen langsam bewegt wird, kann er dieser Bewegung in seiner zähen Umgebung reiz- und schmerzlos folgen! Wie die Klebefäden. Also für mich hört sich das sehr plausibel an. Beweisen kann ich natürlich nichts.

Jedenfalls nahmen die Schmerzmomente in den nächsten zwei Tagen stetig ab, und am dritten war alles vorbei. Viel schneller als bei früheren Anfällen.

Eine Weile später hatte ich wieder so einen Anflug von einer leichten Reizung dieser Art. Ich habe dann konsequent auf langsam geschaltet und ruckartige Bewegungen vermieden, und nach drei Tagen war es wieder weg.

Neulich passierte es wieder. Längeres Herumwühlen in gebückter Haltung, und danach ging so gut wie gar nichts mehr. Es war zufällig Wochenende, und so blieb ich einfach auf meiner Couch. Dabei testete ich dann ganz behutsam, was doch noch ging, und ab welchem Punkt es schmerzhaft wurde. Wieder bewegte ich mich bei riskanten Bewegungen möglichst langsam und kam so wenigstens über den Tag. Diese riskanten Bewegungen gab es vor allem beim Aufstehen von meiner recht niedrigen Couch. Da gab es eine Phase in der Aufstehbewegung, wo ein Schmerzimpuls unvermeidbar war. Aber auch hier konnte ich ihn mit kontrolliertem, bewusstem Vorgehen in Grenzen halten. Dabei war es wichtig, auch nicht zu langsam zu handeln, um aus dieser Schmerzphase auch zügig wieder herauszukommen. - Am nächsten Tag hatte sich alles schon so weit beruhigt, dass ich mich wieder aus dem Haus traute und die wichtigsten Besorgungen erledigen konnte. Und einen weiteren Tag später war es dann praktisch komplett vorbei. Ich konnte mich fast frei bewegen, habe es aber vorsichtshalber nicht übertrieben, und damit war der Spuk dann vorbei. Das waren nur zwei Tage mit echten Beschwerden, wo ich früher bestimmt ein oder zwei Wochen gelitten hätte.

Also gilt wie beim Klebeetikett:


Wenn man seine Bewegungen kontrolliert langsam und stetig ausführt, kann man in diesen speziellen Situationen Komplikationen vermeiden!



Eben kamen übrigens auf cheezburger.com ein paar Katzenfilme: Die denken, wenn sie sich ganz langsam bewegen, dann sind sie unsichtbar bzw. werden nicht bemerkt und können sich dann alles erlauben ...






↑ Seitenanfang/Top of page  /   DSGVO,   © Copyright Dr. Peter Kittel, Frankfurt/M, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024