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Letzte Änderung / Last update: 2022-Aug-04

Matterhorn ohne Bezahlschranke

Eigentlich ist der Ansatz hier zugegebenermaßen schon ziemlich schräge. Aber vielleicht kann man ja auch so die eine oder andere Anregung mitnehmen.

Also ich fahre ja gerne mal in die Schweiz. Dort sind die Berge richtig hoch (im Unterschied zu Deutschland und Österreich). Die Straßen sind gut, man kommt fast überall hin, und das in den meisten Fällen mautfrei (im Unterschied zu Österreich und Italien). Auf diesen offen zugänglichen Straßen gibt es auch eine Reihe von wunderschönen Aussichtspunkten, und wer mich kennt, weiß, dass ich Aussichtspunkte liebe.

Nebenbei: Was Aussichtspunkte an (Schweizer) Passstraßen angeht, muss man aber schon ein bisschen suchen; man kann auch hohe Pässe überfahren, um festzustellen, dass man von dort aus rein gar nichts zu sehen bekommt. (Dito übrigens die ganz hohen Pässe in Frankreich, bis auf den [WP Galibier]: Der bietet zwar keine Aussicht, ist aber auf der Nordrampe so bizarr und eindrucksvoll, dass das allein schon die Anreise wert ist.)

So, und dann gibt es halt diesen einen Berg in der Schweiz, weltberühmt, das [WP Matterhorn]. (Eigentlich ist es zur Hälfte ein italienischer Berg, aber von der italienischen Seite, die sich noch mühseliger erreichen lässt als die Schweizer Seite, sieht er irgendwie nicht so markant aus, sagt man.) Man kommt auf der Schweizer Seite aber auch nur schwer hin. Für ein privates Auto gibt es gar keine Möglichkeit, man muss im Ort davor einen sündhaft teuren Parkplatz ansteuern und dann für eine Station einen sündhaft teuren Zug nach Zermatt nehmen. Sowas nennt man heutzutage eine [WP Bezahlschranke] oder neudeutsch eine Paywall.

Und sowas stört mich regelmäßig, in so einem Fall genauso wie bei irgendwelchen Seiten im Web. Ich finde es nicht unerträglich, aber halt unangenehm, und dann fahnde ich nach allen Möglichkeiten, mich darum herum zu drücken.

Im Fall des Matterhorns ergab sich eine, nun ja, wenigstens prinzipielle Möglichkeit. Die ergab sich zufällig, ich habe sie nicht direkt gesucht. Lediglich an einem Aussichtspunkt, wo man auch jede Menge andere interessante Sachen sehen kann, habe ich die Augen offen gehalten und Eins und Eins zusammengezählt.

Es geht um den [WP Furkapass], genauer um dessen Westrampe Richtung Gletsch. Wenn man von der Passhöhe aus Richtung Gletsch fährt, gibt es auf der linken Straßenseite drei oder vier Parkbuchten (kleine Schotterflächen), wo man sich ohne Behinderung des Verkehrs in Ruhe hinstellen und den Ausblick genießen kann.


Einerseits öffnet sich nach rechts (Norden) hin immer mehr der Blick auf das Berner Oberland mit den Bergriesen wie dem Schreckhorn, die hinter (also südlich) dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau liegen. Und rechts um die Ecke findet sich auch der (Rest vom) Rhone-Gletscher, die Quelle der Rhone.

Andererseits kann man auch immer besser weit nach Südwesten blicken, wobei man direkt entlang des oberen Rhone-Tals blickt. Einheimisch heißt sie hier übrigens noch Rotten, nicht Rhone. Tja, und dann ist mir da links vom Tal so ein winzig kleiner Pickel aufgefallen (soo schlecht sind meine Augen anscheinend doch noch nicht). Bei genauerem Hinsehen wurde ich mir immer sicherer: Das ist das Matterhorn! Für lau! Ohne Bezahlschranke.

Fast am Horizont sieht man in der Mitte eine gewaltige Berg-Pyramide. Das ist das Weißhorn, ein Viertausender etwas nördlich über dem Ort Zermatt. Es ist übrigens sogar ein bisschen höher als das Matterhorn.

Zur Orientierung: So weit, wie das Matterhorn ein paar Kilometer südwestlich von Zermatt liegt, liegt das Weißhorn nördlich von Zermatt. Der Ort liegt also eine Etage tiefer etwa dazwischen.

Matterhorn1: Blick von Furkapass-Westrampe Richtung SO
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Ok, realistischerweise muss man zugeben, dass man nur den obersten Teil des Gipfels sehen kann, dieses abgeknickte Teil, das mich an den Kopf eines Raubvogels erinnert. Halt charakteristisch Matterhorn.

Der links im Bild zu sehende Alphubel ist ein Berg beim Wintersportort Saas-Fee. Der liegt im Saas-Tal, das ein Nachbartal zum Mattertal mit Zermatt und Matterhorn ist, ein Quertal näher zum Furkapass hin. Der Alphubel hat soo eine charakteristische Form, dass man ihn wunderbar als Landmarke zur Orientierung verwenden kann.

Der imponierende Berg in der Mitte ist der Dom, auch ein Viertausender bei Saas-Fee und ebenfalls etwas höher als das Matterhorn.

Matterhorn2: von Furkapass-Westrampe aus Alphubel bis Matterhorn
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Dann bin ich wieder einen Parkplatz zurück Richtung Furkapasshöhe gefahren, um eine andere Perspektive auszuprobieren. Und siehe da, ich konnte ein winziges Bisschen mehr vom Matterhorn sehen. Halt ein bisschen, weil mein Standpunkt ein paar wenige Meter höher lag.

Zur weiteren Orientierung kann man diese topografische Karte studieren: Links findet man Zermatt mit dem Matterhorn darunter und dem Weisshorn (in der Schweiz verwendet man das Eszett kaum noch) darüber, rechts Saas-Fee mit Alphubel und Dom. Die Sichtlinie Richtung Furkapass verläuft etwa in 45 ° nach Nordosten.

Mit dem Kartenmaterial kann man auch herausbekommen, dass die Entfernung zwischen Furkapass und Matterhorn ca. 75 km Luftlinie beträgt.


Das alles ging natürlich nur, weil meine Kamera über einen optischen 10fach-Zoom verfügt und ich sie fest auflegen konnte, damit nichts verwackelte.

Außerdem braucht es unbedingt das entsprechende Wetter für diese Fernsicht: klare Sicht, kein Nebel oder Dunst. Von der Luft her würde es auch an vielen Wintertagen funktionieren, aber da liegt die Passhöhe meterhoch unter Schnee und ist komplett gesperrt.

Matterhorn3: von Furkapass-Westrampe aus Matterhorn und nahe Umgebung
(Klicken für Vergrößerung)


Die beiden höchsten Berge der Alpen, der Mont Blanc und das Monte-Rosa-Massiv mit der Dufour-Spitze als höchster Erhebung liegen ja auch grob in der Richtung. Sie sind vom Furkapass aus aber nicht zu sehen. Die Dufour-Spitze liegt noch um einiges weiter links als der Alphubel und wird durch die Berge auf der linken Seite verdeckt. Der Mont Blanc liegt eine Ecke weiter weg (ca. 170 km) und dürfte einerseits vom Weißhorn verdeckt werden und andererseits evtl. schon hinter der Erdkrümmung verschwinden.


Flüsse

Diese Gegend finde ich noch aus einem anderen Grund faszinierend: Praktisch in Steinwurfentfernung von ca. 22 km entspringen hier der Rhein (am Gotthard) und die Rhone. Diese beiden Flüsse haben ein paar sehr eigenartige Ähnlichkeiten:
- Wie gesagt, ihre Quellen liegen sehr nahe beieinander.
- Ihr Name ist bis auf den Vokal in der Mitte identisch.
- Beide sind in ihrer Landessprache männlich (da nehme ich für die Rhone besser das Französische, dort verbringt sie ja den größten Teil ihres Laufs), obwohl Flüsse in beiden Sprachen normalerweise weibliche Namen tragen.

Ok, die Rhone fließt erst nach Südwesten, später nach Süden und landet im Mittelmeer. Der Rhein fließt erst nach Osten, später nach Norden bis hin zur Nordsee. - Auf der Furkapasshöhe steht eine Tafel, die sogar vier wichtige Quellen in dieser Region ausweist: neben Rhone und Rhein auch noch den Ticino (fließt nach Italien, dort in den Po und damit in die Adria) und die Gotthard-Reuss, die im Endeffekt in die Aare mündet, welche in den Rhein mündet, siehe www.vier-quellen-weg.ch. Übrigens kann man eigentlich auch die Aare als fünfte Quelle in diesem Gebiet aufführen: Sie beginnt auf der Nordseite der Grimselpasshöhe (von Gletsch am Talboden am Westende des Furkapasses aus ein paar Serpentinen den Hang hoch nach Norden) und fließt von dort aus nordwärts durch die Schweiz, um später in den Rhein zu münden.

Ok, wie versprochen ein bisschen schräg, aber vielleicht findet das ja auch noch jemand ein bisschen interessant.




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