Hauptseite
Sitemap
|
Letzte Änderung / Last update: 2024-Nov-08
Fersensporn
Wer jemals diesen Schmerz erlebt hat, wird nachfühlen können, wie es
mir ging, als es mich aus heiterem Himmel heraus traf. Ein Anlass, ein
Auslöser war nicht erkennbar.
Ich bin ja kein Arzt, also muss ich als erstes anraten, mit solchen
schlimmen Beschwerden zur Ärztin, zum Arzt zu gehen. Wenn der dann
sagt, "Fersensporn!", dann sollten Sie weiterlesen. Und ansonsten
können Sie auch aus reiner Neugier weiterlesen.
Wer den [WP Fersensporn]
nicht kennt: Man verspürt bei jedem Auftreten auf den Boden einen
furchtbar stechenden Schmerz, als ob man in einen Nagel treten würde.
Wie man im Wikipedia-Artikel auch als Röntgenaufnahme sehen kann, bildet
sich da oft auf der Vorderseite des Fersenknochens ein Sporn aus, der sich
nach vorne erstreckt (und den es vorher gar nicht gibt). Alles das auf
der Unterseite des Fußes. Nun könnte man denken, dass dieser Sporn die
Quelle der Schmerzen wäre, indem er da nach vorn ins Gewebe piksen würde.
So dachte man früher auch allgemein und benannte die Symptomatik auch
danach. Doch dieser Schein trügt: Der Sporn ist nicht die Ursache,
sondern ein zusätzliches Symptom.
Die eigentliche Ursache für die Beschwerden ist eine Entzündung der
Sehnenplatte, die den Boden des Fußes zusammenhält. Wer jemals mit
Sehnen an anderen Stellen des Körpers zu tun hatte, weiß, wie intensiv
die Schmerzen durch sie werden können. Wodurch die Entzündung dieser
Sehnenplatte im Einzelfall entstanden ist, lässt sich oft gar nicht
herausfinden. Das ist aber nicht tragisch, man kann solche Entzündungen
behandeln und damit die Beschwerden eingrenzen.
Zwei Arten
Alternativ können die Beschwerden aber auch durch eine Entzündung eine
Etage höher und hinten, in der Gegend der Achillessehne, verursacht
werden. Das kann man durch Abtasten (Wo tut es denn jetzt weh?) einfach
auseinanderhalten. Wenn es um die Achillessehne geht, können Sie hier
aufhören zu lesen, denn die hier geschilderte Abhilfe passt dann leider
gar NICHT.
ACHTUNG: Bei so einer Entzündung kommt es auf schnelle Reaktion
an! Sonst kann der von ihr verursachte Schmerz sich per "Schmerzgedächtnis"
verselbständigen und auf Dauer einbrennen. Dann muss zur Behandlung zu
noch viel aufwändigeren Mitteln gegriffen werden, beispielsweise
Stoßwellen. Wenn man den Schmerz schon vorher bekämpfen kann,
ist das von großem Vorteil. Das Zeitfenster dazu beträgt wohl mehrere
bis einige Tage, aber da kenne ich mich wenig aus.
|
Mein eigener Fall
Also ich hatte nun diese Schmerzen, und es dauerte ein paar Tage, bis
ich an obige Informationen gelangte. Woher sollte ich auch wissen, wie
sich das offiziell nennt? Meine Hausärztin war gerade nicht erreichbar,
Urlaub oder so, das weiß ich nicht mehr. Dort wäre ich sonst natürlich
zuerst hingegangen. Ich beobachtete jedenfalls meinen armen Fuß nur genau
und merkte, dass ich deutlich weniger Schmerzen spürte, wenn ich den Fuß
sehr schräg aufsetzte, also mit der Seite und nicht mit dem Zentrum der
Ferse auftrat.
Dann las ich irgendwo, dass das auch offiziell der Kern der üblichen
Behandlung ist: Wie bei einem Hühneraugenpflaster, das ja aus einem
dicken Rand mit einem Loch in der Mitte besteht, kann ein
Orthopädietechniker eine Schuheinlage nach Maß herstellen, die einen
dicken Rand aufweist und in der Mitte eine große Aussparung, so dass
kein Druck auf dieses Zentrum ausgeübt wird, wenn man auftritt. Also
einfach Hühneraugenpflaster zwei Nummern größer.
Wenn das allerdings ein Techniker nach Maß anfertigen muss, ist das
erstens teuer (allerdings wohl getragen von der Krankenkasse) und zweitens
dauert es womöglich Wochen, bis man diese Abhilfe bekommt. In so langer
Zeit kann sich so eine Entzündung aber immer weiter verstärken und
ausbreiten. Das kann man ja nun gar nicht brauchen. Also erwachte in
mir der kleine Bastler mit der Devise, "da muss man doch auch selber
was machen können!". Halt vielleicht nicht so passgenau wie vom Fachmann,
aber vielleicht bringt es ja zumindest für den Moment schon eine kleine
Linderung.
Kommerzielle Angebote
Jemand sagte mir, da müsse man gar nicht selbst aktiv werden, das gäbe
es doch schon fertig in jeder Apotheke. Ich habe in zwei Apotheken
gefragt und bei keiner gab es irgendwelche Angebote in dieser Richtung.
Dann gibt es natürlich das Internet. Aber auch da war es nicht allzu
ergiebig. Irgendwo wurden irgendwelche "Gelkissen" angeboten, ob die
aber für diese Anwendung geeignet waren, ließ sich nicht richtig
erkennen. Neuerdings bietet der Pearl-Versand auch "Fersenkissen" an,
die ausdrücklich auch bei Fersensporn helfen sollen, aber auch das
ist bisher nicht getestet.
Also denn doch:
Selbstbau
Für den Selbstbau so eines Maxi-Hühneraugenpflasters braucht man vor
allem zwei Komponenten: eine belastungsfähige und haltbare Basis, auf
der alles aufgebaut wird, und diesen dicken Rand.
Für die Basis kam ein Material in Frage, das ich schon bei ein paar
anderen Basteleien näher kennengelernt hatte: die Verpackungstüte von
Erdnüssen. Es kommt dabei nicht auf die Marke an, die anderen sind
sehr ähnlich. Da Erdnüsse relativ schwer und kantig sind, muss das
Material dieser Tüten besonders strapazierfähig und zäh sein.
Also genau die hier benötigten Eigenschaften.
Die Form können wir auf einfachste Weise an den betroffenen Fuß
anpassen, also doch bis zum gewissen Grad Maßanfertigung: Zunächst
schneidet man sich aus irgendeinem nicht zu weichem Papier (also
kein Papiertaschentuch, sondern eine Magazinseite oder ein Prospekt)
eine Schablone, etwa in der Form eines Schuhabsatzes. Schneiden Sie
zunächst eher zu groß und stecken die Schablone in Ihren Schuh, um die
Größe zu prüfen. Schneiden Sie die Schablone dann so lange kleiner,
bis sie immer noch einen Hauch zu groß ist, aber knapp in die Ferse
des Schuhs passt. Erst dann legen Sie diese Schablone auf das
Plastikmaterial der Erdnusstüte und schneiden dort die endgültige
Basis aus. Dabei muss man keine übertriebene Genauigkeit anstreben:
So 1 bis 2 mm Toleranz sind schon drin. Das hört sich jetzt
alles sehr kompliziert an, braucht in der Praxis aber bloß ein paar
Minuten und als Werkzeug nur eine normale Papierschere.
Nach dem Material für den dicken Rand musste ich erst suchen. Es muss
weich sein, aber auch halbwegs stabil, und am besten von Haus aus schon
ungefähr die gebrauchten Maße aufweisen. Im Supermarkt bei Haushaltsartikeln
wurde ich dann fündig: Stuhlbeinschoner, also diese Filzpolsterchen, die
man unter Stuhlbeine klebt, damit sie nicht das Parkett oder die Fliesen
zerkratzen. Sie sind praktischerweise selbstklebend und haben ca.
1 cm Durchmesser. Auf der Verpackung werden sie in meinem Fall
"Filzgleiter" genannt.
Diese Filzkreise habe ich nun einfach in U-Form auf den Rand der
Plastik-Basis geklebt. Dann hatte ich zunächst Angst, dass die vielen
Zwischenräume und Kanten zwischen den einzelnen Kreisen für eigene
Beschwerden sorgen könnten. Doch zumindest bei mir stellte sich das
als vollkommen harmlos heraus. Meine Füße haben eine normale Hornhaut,
die selten Beschwerden verursacht, im Normalfall aber einfach schön dick
und stabil ist und sich durch solche Details nicht beeindrucken lässt.
Wenn jemand doch Probleme damit bekommt, muss er halt versuchen, diese
Filzkreise vor dem Aufkleben etwas zurechtzuschneiden, damit sie mit
weniger Fugen aneinanderpassen. Dazu reicht wieder die Papierschere als
Werkzeug. Auch dieser Teil der Bastelei dauert nur wenige Minuten. |
|
|
Kosten
Das ist eines von mehreren erfreulichen Kapiteln hier. An Kosten fallen
lediglich an: 1 Tüte Erdnüsse (und die Nüsse kann man natürlich essen)
und die Filzgleiter, zusammen ca. 5 Euro. Mehr nicht.
Ergebnis
Und was soll ich sagen: Als ich dieses Teil in meinen Schuh legte und den
dann anzog, waren meine ganzen Probleme mit einem Schlag gelöst! Keine
Schmerzen mehr, ich konnte völlig normal auftreten. 100 % Erfolg!
So erleichtert habe ich mich selten gefühlt.
Zur Nachahmung also total empfohlen!
Aber mir war bewusst, dass es hier um eine innerliche Entzündung ging.
Und die bildet sich nicht innerhalb von ein paar Stunden zurück. Also
habe ich diese Einlage die nächste Zeit ständig getragen. Nach drei
Wochen zerlegte sich diese Einlage dann doch langsam,
und ich versuchte, wie ich ohne zurechtkam. Und nein, mein Fuß war noch
nicht soweit. Also habe ich mir eine zweite Ausführung gebaut, Material
war noch genug da, und der Bau ging jetzt mit der Übung wirklich so
schnell wie oben angegeben. Davon stammen übrigens auch die hiesigen
Bilder. Dann habe ich es nochmal ein paar Wochen getragen, und dann war
die Entzündung endgültig abgeklungen, und ich konnte die Einlage
weglassen.
Es kann jetzt natürlich sein, dass diese Kur nicht für jeden Patienten
geeignet ist. Dann bleibt immer noch der Weg zum Arzt. Aber auch da die
Devise: möglichst nicht zögern! Mit dem obigen
Ansatz sollte man allerdings kaum was kaputtmachen können, WENN die
Diagnose überhaupt zutrifft. Wenn die Beschwerden ganz andere Ursachen
haben, muss man natürlich auch ganz anders behandeln. Im Zweifelfsfall
überlässt man das dem Arzt. Man muss eben, wie oben beschrieben, prüfen,
wo die Entzündung genau sitzt, im Boden des Fußes oder in der Achillessehne.
Ein wichtiger Punkt ist in meinen Augen, dass dieser Selbstbau schnell
gehen kann, dass man also verhindern kann, dass sich die Entzündung über
viele Tage hinweg ausbreiten und vertiefen kann. Wenn man diese
Entwicklung schon in der Frühphase stoppen kann, kann man viel gewinnen.
Mit dieser Bastelei, die man im Handumdrehen anfertigen kann, gewinnt
man einen Zeitvorteil und tut etwas gegen das Einbrennen des Schmerzes.
Unabhängig davon ist es natürlich immer zu empfehlen, einen Arzt zu
konsultieren.
|
Letztens wurden solche oben erwähnten
Gelkissen in einer TV-Gesundheitssendung gezeigt.
Mir fiel die Form auf: Meine eckigeren Filzpolster garantieren eine
viel deutlichere Entlastung der Fußmitte, wo bei den Gelkissen die
Fußmitte immer noch aufliegt, wenn auch wenigstens zum Teil entlastet.
Aber das war erst kürzlich, Jahre nach meinen Leiden. |
|
↑ Seitenanfang/Top of page /
DSGVO,
© Copyright Dr. Peter Kittel, Frankfurt/M, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024
|