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Letzte Änderung / Last update: 2024-Sep-25 Deutsche RechtschreibungHier sollen ein paar Spezialthemen der Rechtschreibung aufgezählt werden, die meiner Beobachtung nach häufig falsch gemacht werden.
Im Jahr 2024 kamen neue allgemeine, verbindliche Regeln für die deutsche Sprache heraus, und zwar vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Jedermann kann sie als PDF-Datei herunterladen. lizenzierenGanz einfach: Es heißt mitnichten lizensieren (nix zu tun mit Zensuren), sondern muss korrekterweise lizenzieren geschrieben werden. Ich meine mal gelesen zu haben, dass dies einer der häufigsten Rechtschreibfehler überhaupt sein soll.dieses / diesenEs gibt anscheinend so eine Art allgemeine Abneigung gegen den Genitiv. Aus der Wendung "Anfang dieses Jahres" wird dann gern "Anfang diesen Jahres" gemacht. Das ist in meinen Augen aber grottenfalsch! Lassen Sie mich etwas ausholen. Vergleichen wir doch zusammen mal die Wörter "dieses" und "nächstes". Ok, ersteres ist ein Pronomen, das andere ein Adjektiv. Meiner Ansicht nach hat das für unser Problem aber nichts zu sagen. Bilden wir doch die Wendungen mit diesen Wörtern plus dem Substantiv "Jahr": "dieses Jahr" und "nächstes Jahr". Bisher kein Problem. Anders wird es, wenn wir den Genitiv dieser Wendung benötigen, wie bei "Anfang dieses Jahres" und "Anfang des nächsten Jahres". Viele Leute wissen es und sind dabei auch vollkommen im Recht, dass man in der letzteren Form das Wörtchen "des" weglassen kann, was zu der kürzeren und eleganteren Form "Anfang nächsten Jahres" führt. Jetzt begehen aber viele (andere) Leute den Fehler, diesen Vorgang auch auf die Wendung mit "dieses" zu übertragen, und sie schreiben und sagen "Anfang diesen Jahres". Aber sehen Sie den Unterschied? Es gab hier gar kein Wörtchen "des", das man hätte weglassen können! Dann darf man den Genitiv meiner Meinung nach auch nicht so eliminieren. Also formuliere ich mal: WENN es eine Wendung für den Genitiv gibt, der das Wörtchen "des" enthält, dann darf man dieses weglassen, und es sieht nur so aus, als hätte man die Genitiv-Form eliminiert. Wenn es so eine Form mit "des" für ein bestimmtes Wort (Beispiel "dieses") gar nicht gibt, dann darf man auch nichts weglassen oder umformen. – Es lebe der Genitiv!Bindestriche, DurchkopplungDas ist ein Problem, wo mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken läuft. So viel Unsinn, der da verzapft wird! Manche Leute haben wohl viele englische Texte gelesen und meinen nun, die gleichen Regeln wie dort anwenden zu müssen, womit sie in 90 % der Fälle komplett daneben liegen. Andere erfinden tagtäglich neue, abweichende Regeln, wo mir nur der Mund offen stehen bleibt, auf was für merkwürdige Ideen sie kommen. Zunächst die Anglizismen: Sich an deren Regeln auch bei deutschen Texten zu halten, ist eine ganz, ganz schlechte Idee. Denn wo man im Englischen einen Bindestrich setzen muss, darf man das im Deutschen sehr oft gerade nicht, bzw. das Ganze auch exakt anders herum! Beispiel: "the 5-kg-heavy stone" muss im Deutschen als "der 5 kg schwere Stein" geschrieben werden. Dagegen werden zusammengesetzte Wörter wie "Megamaser Cosmology Project" im Deutschen entweder direkt zusammengezogen oder per Bindestrich verbunden: "Megamaser-Kosmologie-Projekt". Die letztere Form ist auch schon ein Beispiel der [WP Durchkopplung], wie sie der Duden zumindest in den vorangegangenen Auflagen (außer der aktuellen!) forderte, dass nämlich sämtliche – SÄMTLICHE! – Komponenten untereinander durch Bindestriche verbunden werden müssen. Was stattdessen oft zu sehen ist und mir regelmäßig Magenverstimmungen bereitet, ist der Ansatz, nur einen einzelnen Bindestrich ziemlich weit hinten zu setzen, in der Art von "Fritz Meier-Gebäude". Die Durchkopplung verlangt aber überall Bindestriche, damit auch vorne, also "Fritz-Meier-Gebäude". Warum der Duden das in der neuesten Auflage nicht mehr ausdrücklich verlangt, ist mir unbekannt. Die Regel zur Durchkopplung finde ich weiterhin einfach und leicht umsetzbar, was ich für einen großen Vorteil halte. – Neben dem Duden gibt es noch den Rat für deutsche Rechtschreibung, der unter grammis genau die Regeln auflistet, wie sie mir gewärtig sind, allerdings ohne Nennung des Stichworts Duchkopplung, siehe insbesondere §44. Wenn man jedenfalls Bindestriche weglässt und nur ein Leerzeichen schreibt, muss man damit rechnen, dass das zu Recht als "[WP Deppenleerzeichen]" beschimpft wird. Diese Materie wird in den oben verlinkten Regeln in deren Abschnitt C ab Seite 69 behandelt.KommasetzungGenau wie eben ist ein Blick auf englische Texte eher nicht zielführend. Dort muss man Kommas setzen, wo sie im Deutschen absolut verboten sind, und in noch mehr Fällen gibt es dort kein Komma, wo es im Deutschen unbedingt erforderlich ist. Im Englischen wird beispielsweise am Satzanfang eine Zeitangabe durch Komma abgesetzt: "In the morning, he uses to eat breakfast." Auf deutsch darf da keins stehen: "Morgens isst er normalerweise Frühstück." Anders herum: "He says that he did eat breakfast." Das wird im Deutschen zu einem Haupt- und einem Nebensatz, die durch Komma getrennt werden müssen: "Er sagt, dass er gefrühstückt hat." Nebensätze werden ja auch gern eingeschoben. Dann muss natürlich sowohl VOR als auch NACH diesem Einschub je ein Komma stehen: "Das Frühstück, das er gegessen hatte, war fürstlich." Oft und oft wird das zweite Komma vergessen.geposted / gepostetNoch so ein Fall, wo viele Leute in Anglizismen abrutschen. Wenn wir das Verb "posten" nehmen, das man ja simpel eindeutschen kann, dann muss man davon bei Vergangenheitsformen auch das Partizip bilden. Viele Leute erfinden dann die Form "geposted", weil das Partizip im Englischen ja diese "-ed"-Endung hat. Aber vorne ein rein deutsches "ge-" davorzustellen, das wollen die dann auch. Und da sage ich dann: was für ein ekliger Mischmasch! Man kann doch einfach "gepostet" schreiben, hört sich fast genauso an und schreibt sich konsistent deutsch. Wo es beim Partizip Perfekt noch die Entschuldigung gibt, dass das im Englischen diese Endung "-ed" hat, wird es bei der Gegenwartsform (Präsens) richtig unappetitlich: Da schreiben diese Leute doch auch "er posted". Hört sich ja fast richtig an, ist aber obergrottenfalsch. Denn wie heißt dies auf Englisch? "he posts" und eben nicht "he posted", das wäre ja Vergangenheit. Also bei der Gegenwart noch viel mehr darauf achten, dass man deutsch bleibt: "er postet". Und auch hierzu lassen sich die oben verlinkten Regeln ausführlich aus. Das wird in einem ct-Artikel ausführlich ausgearbeitet.das / dassManche Leute greifen anscheinend zum Würfel, wenn sie vor der Frage stehen, ob sie jetzt "das" oder "dass" schreiben müssen. Manche machen es immer genau falsch herum, und manche denken, dass nach einem Komma immer ein "dass" stehen müsse. Nein, nein, nein.Und: Die Form "dass" ist NICHT die betonte Variante von "das"! Nein! Beispiel für so eine falsche Verwendung: "Dass ist aber krass." – falsch Es hilft solchen Schwankenden wohl auch wenig, wenn man doziert, dass "das" wahlweise ein Artikel oder ein Relativpronomen ist, "dass" aber eine Konjunktion. (S. a. längliche Ausführungen in [WP].) das: Wann nach einem Komma "das" zu schreiben ist, lässt sich sehr leicht herausfinden: Man braucht das "das" nur durch "welches" (oder je nach Zusammenhang durch "jenes") zu ersetzen. Wenn das funktioniert, ist "das" korrekt. Beispiel:
Beispiel:
Wenn ja: Dann geht es um ein "dass" als Konjunktion. Wenn nein: Dann ist das Pronomen "das" selbst das Subjekt dieses Nebensatzes. Beispiele: "Das Auto, das getankt hat, war ein Kabrio." Neben dem "das" ist bis zum nächsten Komma (nach dem der Hauptsatz weitergeht) kein Subjekt zu erkennen. – Pronomen "Sag mir, dass das Auto ein Kabrio war." Nach dem "dass" kommt sofort ein neues Subjekt, "das Auto". – Konjunktion Diese ganzen Klimmzüge wird man natürlich nicht für den Rest seines Lebens bei jedem Komma und jedem das/dass durcharbeiten. Ich hoffe, dass das nur wenige Male am Anfang nötig wird und man dabei ein Gefühl entwickelt, wie man die Situation schon bei flüchtigem Ansehen durchschaut. Etwas hat seinen PreisSo wie es in der Überschrift steht, ist das ja vollkommen korrekt. Aber immer öfter sehe ich bei dieser Wendung oder ähnlichen einen grammatischen Fehler: Sobald es nicht mehr um ein Neutrum (um ein sächliches Hauptwort) geht, sondern um beispielsweise ein weibliches Subjekt wie "Qualität", dann bleibt die Formulierung fälschlicherweise bei diesem "seinen": "Qualität bei diesen Produkten hat seinen Preis" statt korrekt "Qualität bei diesen Produkten hat ihren Preis"! Wie schon angedeutet, passiert so etwas auch an ähnlichen Stellen, immer mit solchen Wendungen, die bei sächlichen oder männlichen Objekten mit "seinen" gebildet werden und bei weiblichen auf "ihren" umdekliniert werden müssten.Falsche FreundeSie wissen hoffentlich, dass das englische Wort gift nichts mit unserem Gift zu tun hat, sondern ein Geschenk meint. Und wenn man etwas bekommen möchte, dann übersetzt man das besser nicht mit to become, weil das dann werden statt bekommen heißen würde. So etwas nennt man "Falschen Freund", und die Wikipedianer haben davon eine lange [WP Liste falscher Freunde] zusammengetragen. Den Link sollte man parat haben und gerne öfters zu Rate ziehen. Ein krasses Beispiel aus meinem Fachgebiet: "Silikon, Sie wissen ja, dieses weiße, gummiartige Material, aus dem man heutzutage die Computerchips baut" war mal ein ernst gemeinter Satz in einer TV-Wirtschaftssendung. Drastischer kann man seine Inkompetenz kaum hinausposaunen. Ok, es ist ein bisschen kompliziert und es geht um winzige Details, aber als Mensch vom Fach sollte man das beherrschen. Also:
damalig / ehemaligImmer wieder lese ich Formulierungen wie "Er wuchs in den 70er Jahren in der ehemaligen DDR auf". Das halte ich für grottenfalsch. Denn als er aufwuchs, existierte die DDR noch unter diesem Namen, also nix mit "ehemalig". Sowas muss man logisch korrekt mit dem Wort "damalig" formulieren: "Er wuchs in den 1970er Jahren in der damaligen DDR auf". Es kommt also immer darauf an, ob man über Vorgänge zu jener Zeit oder zu viel jüngeren Zeitpunkten redet. Wenn man von späteren Vorgängen spricht und sich auf frühere, vom heutigen Stand abweichende Verhältnisse besinnt, dann kann man von "ehemalig" sprechen: "Sie zog 2004 nach Erfurt in der ehemaligen DDR um". Wenn man dagegen über Vorgänge in der Vergangenheit und die Verhältnisse zu genau dieser Zeit spricht, muss man "damalig" verwenden: "Sie heiratete 1967 in der damaligen DDR."zwischen x und yEs heißt: "zwischen 1960 und 1970" war die aktive Zeit der Beatles. Man beachte das "und" vor der zweiten Jahreszahl. Oft sieht man stattdessen ein "bis" an dieser Stelle (zwischen 1960 bis 1970), was grottenfalsch ist. Entweder heißt es- zwischen 1960 und 1970 oder - von 1960 bis 1970, aber keine Mischform davon. edieren / editierenDies ist (leider) ein mehr historischer Problempunkt. Wie Viele ja wissen, habe ich längere Zeit bei Commodore Deutschland gearbeitet und dort zuletzt als Zuständiger für alle Handbücher. Und dabei bin ich auf das Verb "edieren" bzw. "editieren" gestoßen. Im heutigen mehrheitlichen Sprachgebrauch beschreibt "edieren" ja die Arbeit eines (Buch-)Herausgebers, eines lebendigen Editors, während "editieren" für die Arbeit mit einem Editor-Programm auf einem Computer verwendet wird. Interessanterweise kommt die englische Sprache, aus der wir die meisten Fachbegriffe im Computerbereich übernommen haben, mit einer einzigen Verbform aus, "to edit". Wieso wird da im Deutschen künstlich ein unnötiger Unterschied konstruiert? Außerdem hört sich "editieren" für mich gestottert an, unschön, einfach eine Silbe zuviel. Ich habe damals sogar mit der Duden-Redaktion korrespondiert, die mir rein theoretisch sogar recht gab, aber auch sagte, dass sie nur den praktisch vorgefundenen Sprachgebrauch widerspiegeln würden, und der gehe eben Richtung "editieren". Bei Commodore hatte ich drei weitere Kollegen, die auch mit den Handbüchern zu tun hatten, und wir waren alle der gleichen Meinung. IBM hatte ein dickes Fachwörterbuch veröffentlicht, in dem es auch "edieren" hieß. Aber das ist eben Schnee von gestern, "editieren" hat sich offensichtlich durchgesetzt. – Der ganze Fall wird ausführlich auf der Webseite faql.de dargestellt, siehe dort.↑ Seitenanfang/Top of page / DSGVO, © Copyright Dr. Peter Kittel, Frankfurt/M, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024 |